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PSSM und andere Muskelstoffwechselerkrankungen bei Pferden

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PSSM
Polysaccharid Speicher Myopathie (PSSM Typ 1 und PSSM Typ 2) beim Pferd

Muskuläre Erkrankungen bei Pferden werden als Myopathien bezeichnet. Das Wort kommt aus dem Griechischen und kann mit „Muskelerkrankung“ übersetzt werden. Die Spanne der muskulären Probleme beim Pferd ist groß. Einige davon sind nur von kurzer Dauer (z.B. Belastungsmyopathie) aber einige sind chronisch und werden autosomal  dominant vererbt.  (d. h. wenn beide Elternteile erkrankt sind wird es auch zu 100 % vererbt. Bei einem Elternteil  mit einer Wahrscheinlichkeit von 50%).  Mittlerweile sind PSSM und das Shivering eine der häufigsten muskulären Erkrankungen bei Pferden bzw. werden aufgrund einer unklaren Diagnostik als Verursacher ausgemacht.

Im Grunde hat es insbesondere jeder aktive Sportreiter schon einmal erlebt. Bereits nach kurzer Reitsequenz zeigt das Pferd eine deutliche Bewegungsunlust und verweigert sich jeder Hilfegebung. Manche Pferde machen unter dem Reiter keinen Schritt mehr. Viele Pferde schwitzen oder zittern dann stark und die Atemfrequenz geht deutlich nach oben, obwohl noch keine intensive Bewegung stattgefunden hat.  Andere Pferde zeigen deutliche Koliksymptome. Nicht immer steckt hinter diesen Anzeichen sofort  eine Polysaccharid Speicher Myopathie (PSSM) oder Shivering, sondern ein durch Belastung ausgelöster Kreuzverschlag (Tying up).  Dennoch ist diese durch Belastung ausgelöste Zerstörung von Zellen der Skelettmuskulatur nicht weniger ernst zu nehmen.  Leider werden die unterschiedlichen Erkrankungen oder Symptome oft in einen Topf geworfen, weil sie sich sehr ähnlich sind und leider fällt auch die Diagnose per Blutbild schwer. Das Tying up beschreibt eigentlich die bei Galopp- oder Trabrennpferden bekannte Feiertagskrankheit.  Diese Pferde zeigten oft nach großer Belastung erst kolikartige Symptome und waren Tags darauf völlig leistungsunfähig.  Oft über Monate hinweg  zeigen sie u.a. Muskelsteifheiten insbesondere in der Hinterhand.  Eine Ursache dafür ist eine Zerstörung der Muskelzellen, insbesondere in der Skelettmuskulatur. 

Kreuzverschlag beim Pferd

Diese Zerstörung tritt auch bei einem Kreuzverschlag auf. Hier handelt es sich nicht wie gerne behauptet um eine Übersäuerung der Muskulatur, sondern eine aufgrund eines falschen Futter- und Bewegungsmanagements provoziertes Muskelzellensterben das insbesondere das Entgiftungsorgan Niere in lebensbedrohliche Zustände versetzen kann (zu kohlenhydratreiches Futter welches nicht auf den Bedarf angepasst wurde und ungleichmäßige körperliche Beanspruchung – z.B.  anstrengende Tagesritte, Wochenendkurse, Distanzritte oder lange Transporte ohne Ruhepausen). 

Tying up – PSSM Typ 2 - Sporadic exertional rhabdomyolysis (SER)

Unter PSSM Typ 2 versteht man eine Form abnormer Kohlenhydratspeicherung ohne einen genetischen Defekt  wie beim PSSM Typ 1. Das Tückische daran ist, dass bei dieser Form auch Muskelzellen ohne vorherige Belastung zerstört werden - hier ist aber die Symptomatik deutlich abgeschwächt (mangelnde Leistungsbereitschaft, selten Ganganomalie oder Muskelschwund).  Vereinfacht gesagt werden aufgrund eines Defektes (der nur für den Typ 2 eindeutig geklärt ist) immer mehr Zuckermoleküle (Glykogen) aneinandergereiht, so dass diese von der Muskelzelle nicht mehr als Energielieferant genutzt werden kann. Somit kann insbesondere unter Leistungsanforderung kein „Brennstoff“  für die Zelle nutzbar gemacht werden. Die Zelle wird zerstört und muss als Körpergift entsorgt werden (Muskelschmerzen, Muskelschwund (eher bei Typ 2) sowie massive Nierenbelastungen sind die Folge).

Polysaccharide storage myopathy (PSSM Typ 1) - Reccurent exertional rhabdomyolysis (RER)

Bei diesen beiden Muskelerkrankungen handelt es sich um chronische Verlaufsformen. RER beschreibt eine Störung in der Kalziumregulation der Muskulatur. Bis heute hat man aber noch nicht herausgefunden ob wirklich ein Gendefekt vorliegt. RER tritt in der Regel sporadisch auf. Stress oder/und Nervosität meist in Verbindung mit einer übertriebenen Fütterung scheinen den Ausbruch zu fördern.  Leichte Verläufe werden in der Regel kaum bemerkt und als spontane Leistungsdefizite behandelt. Die Gefahr dabei ist, dass der Pferdebesitzer dazu neigt, die Kraftfuttermengen zu erhöhen und somit die Symptomatik verschlimmert.  RER – Pferde können mit entsprechendem Trainings- und Futtermanagement gut eingestellt werden.

Bei PSSM Typ 1 handelt es sich um einen Gendefekt, der wie beim Typ 2 die Glykogene so aneinanderreiht, dass diese der Energieversorgung nicht mehr zur Verfügung steht (abnorme Glykogenspeicherung). Diese erbliche Erkrankung wird insbesondere bei Quartern und Kaltblütern beobachtet. Da diese Erkrankung vererbt wird, trifft dies auch bei den Mischrassen zu (bei Kaltblütern schätzt man, dass bis zu 70 % der Pferde davon betroffen sind. Quarter Horse-Pferde sollen mit 10 % diesen Defekt in sich tragen).  

Auch bei Warmblütern wird diese Muskelerkrankung diagnostiziert – hier fehlen aber entsprechende Statistiken. PSSM-Pferde zeigen im Gegensatz zu RER-Pferden anfänglich ein eher energieloses Krankheitsbild. Diese Pferde wirken zunächst kraftlos, steif und bewegungsunlustig. (Bei einem akuten Kreuzverschlag können sich Pferde nicht mehr von der Stelle rühren). Es dauert oft lange, bis hier ein Krankheitsbild deutlich wird, da es sich um einen Dauerzustand handelt, dessen Symptomatik nicht deutlich ausgeprägt ist. Dennoch können sich diese bei falschem Futter- und Trainingsmanagement so verstärken, dass lebensbedrohliche Schübe entstehen. 

Diagnose PSSM beim Pferd

Nachdem bei allen Myopathien die Symptome sehr ähnlich sind fällt die Diagnose oft schwer. Leider wird auch oft sehr unsauber oder nicht umfangreich genug geprüft, welche Form einer Myopathie am Ende vorliegt. Erste Hinweise auf eine Muskelerkrankung geben die Creatin-Kinase-Enzyme (CK) im Blutplasma. Der Normalwert liegt hier in der Regel bis maximal 400 U/l. Werden nur 20 Gramm Muskelmasse durch die Muskelerkrankung zerstört erhöht sich die Plasmakonzentration des CK um das 4 bis 5 – fache. Wird also ein hoher CK-Wert festgestellt kann nicht automatisch auf eine Muskelerkrankung rückgeschlossen werden, insbesondere dann, wenn das Pferd in den letzten 12 Stunden vor der Blutentnahme geritten wurde. Es reicht oft bereits ein unpassender Sattel um den CK – Wert zu erhöhen. Schwere Verlaufsformen setzen bei der Zerstörung von Muskelzellen auch das Muskeleiweiß Myoglobin (Farbstoff) frei. Dies zeigt sich dann im Urin, da Myoglobin über die Niere ausgeschieden wird (roter bis brauner Urin – deutlich sichtbar bei schweren Kreuzverschlägen). Myoglobin ist stark toxisch und kann zu irreversiblen Nierenschäden führen.  (Urinteststreifen können diese Myoglobine nachweisen - +4 entspricht einer zerstörten Muskelmasse von ca. 200 Gramm). In den meisten Fällen wird daher eine Biopsie des Muskelgewebes Klarheit über die eigentliche Form der Muskelerkrankung geben. Für die Diagnose des PSSM werden ca. je 1 cm³ Muskelgewebe aus der Sitzbeinmuskulatur und bei  RER aus der Zwischenrippenmuskulatur benötigt. Diesen Eingriff scheuen viele Pferdebesitzer. Im Hinblick auf den hohen Grad der Vererbbarkeit sollte dieser Test eigentlich für Zuchtstuten und –hengste zur Verpflichtung werden. Auf jeden Fall nimmt der verantwortungsvolle Züchter solche Tiere aus der Zucht und informiert die Besitzer der verkauften Fohlen. 

Vorbeugung von Kreuzverschlägen (Tying up)

Fütterung und Training können einen Einfluss auf die Symptomatik dieser muskulären Stoffwechselerkrankungen nehmen. Auch wenn ein Teil dieser Krankheiten bei Pferden keine Heilung in Aussicht stellt, können dennoch bei entsprechender Haltung oder/und Fütterung die Symptome gemindert und somit die Einsatzfähigkeit des Pferdes weitestgehend sichergestellt werden. Bei einem akuten Kreuzverschlag wurden ja in erster Linie die Fehler bereits im Vorfeld gemacht und neben einer auf jeden Fall anzuratenden  tierärztlichen Erstversorgung, kann mittels Billy´s Nierenkräuter insbesondere die Niere (Abbau der Stoffwechselgifte) und die Muskelzelle durch Selen plus E von Natural Horse Care oder  EQUIPUR-top E in der Zellerneuerung ernährungsphysiologisch unterstützt werden. Um Kreuzverschläge zu vermeiden, sind die massive kohlenhydratreiche Fütterung (nicht leistungsangepasste Fütterung) und das Training vor und nach einem Wettbewerb fließend anzupassen. Die regelmäßige Versorgung mit Elektrolyten (z.B. EquiPower-Elektrolyt, EQUIPUR-elektrolyt plus) vermeidet ebenso im Vorfeld eine „Entwässerung“ der Zellen. 

Fütterung und Training bei PSSM

Bei PSSM Typ 1 und Typ 2 sind die Vorkehrungen sehr ähnlich, da die Symptomatik letztendlich kaum auseinander zu halten ist. Beide Verläufe haben in erster Linie ihren Auslöser im falschen Trainingsmanagement und können in diesen Fällen nur sehr begrenzt ernährungsphysiologisch unterstützt werden. Diese Pferde zeigen ja insbesondere mit Beginn des Trainings Symptome. Hier gilt es, im Training zu vermeiden, dass es in den ersten 15 bis 30 Minuten zu einem „fehlerhaften“ Zugriff auf das Glykogen kommt. Werden solche Pferde bedarfsgerecht versorgt und die Kraftfuttermahlzeiten an die Leistung des Pferdes angepasst gestaltet, kann diese Stoffwechselentgleisung weitestgehend vermieden werden, wenn in dieser Zeit das Pferd ohne Druck, Widerstand und Diskussion auf „Temperatur“ gebracht wird. Im Anschluss dieser 15 bis 30 Minuten ruhigen Phase sind auch solche Pferde weitestgehend voll einsetzbar. Unterstützt werden können Pferde mit PSSM auch mit entsprechend hohen Dosen an dem Spurenelement Selen, Vitamin E und der Aminosäure Lysin (Selen plus E oder Billy`s Selen).  Bei Pferden, die tendenziell nervöser sind oder gerade bei Trainingsbeginn auch Muskelzittern zeigen, sollte zusätzlich das EQUIPUR-tryptomag gefüttert werden. 

Bei allen Pferden ist gerade auch in den trainingsintensiven Zeiten eine angepasste und optimale Versorgung mittels hochwertiger Spurenelemente und anderer wichtiger Vitalstoffe unabdingbar (Mineral Plus von Natural Horse Care). In den meisten Fällen einer akuten Stoffwechselentgleisung geht der Muskelerkrankung bereits hier eine nicht ausreichende oder falsche Versorgung voraus.


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