Angst beim Pferd – ein „Grundgefühl“
Angst steht für Enge, Beengung oder Bedrängnis. Beim Pferd werden in solchen Fällen unverzüglich körpereigene Mechanismen in Gang gesetzt, die den Fluchtinstinkt aktivieren. Andere Tierarten reagieren mit Angriff auf solche bedrängenden Situationen. Sehr dominante Pferde werden ggf. ebenfalls den Angriff als befreiende Strategie wählen und nach der Gefahrenquelle ausschlagen oder beißen. Die Schwelle, wann und wie diese durch Hormone gesteuerten Impulse in Gang gesetzt werden, hängen von unterschiedlichen Faktoren ab. Angst ist zunächst eine natürliche und hilfreiche Reaktion des Körpers. Angst schützt das Pferd vor scheinbar lebensgefährlichen Situationen. Dennoch ist in der Tierwelt der Fluchtinstinkt auf Grund des zwar plötzlichen aber dennoch geringen Energieaufwands für das Pferd relativ fein eingestellt. Daher kommt es in der freien Natur zu einigen „Fehlalarmen“. Diese ständige übertriebene Bereitschaft lässt Pferde nervös wirken. Für den Menschen können derartige Schutzmechanismen der Tierwelt auch mitunter sehr gefährlich werden.
Angst und Stress lässt Pferde nervös und schreckhaft werden
An uns selbst haben wir schon längst erkannt, dass der Faktor Stress starken Einfluss auf unser Wohlbefinden und die eigene Lebensqualität nehmen kann. An unseren Pferden werden häufig die ersten Symptome, verursacht durch Stress, nicht erkannt bzw. falsch therapiert. Ist ein Pferd ängstlich oder schreckhaft, schieben wir dies zunächst auf eine Mangelversorgung und gleichen diese aus. In den meisten Fällen wird hierfür das Mineral Magnesium verantwortlich gemacht. Viele Enzyme, die für die Reizweiterleitung in den Nervengeweben zuständig sind, benötigen Magnesium für ihre Funktion. Fehlt Magnesium kommt es u.a. zu einer Überreaktion der Reizweiterleitung und die Pferde reagieren darauf mit plötzlicher Schreckhaftigkeit. Dennoch - Stress, ausgelöst durch Angst oder Nervosität, kann auch Verdauungsstörungen wie Durchfall, Magengeschwüre oder Koliken hervorrufen. Bei Pferden mit Stoffwechselerkrankungen (Equines Metabolische Syndrom – EMS, Equines Cushing Syndrom - ECS) steigt durch die stressbedingte erhöhte Cortisol- und ACTH-Produktion das Risiko einer Hufrehe stark an.
Angst beim Pferd ist ein zunächst angeborener Zustand und wird über entsprechende Lernprozesse, Erfahrungswerte und über Beobachtungen der Artgenossen beim Pferd geprägt bzw. verändert. Die Aufzucht, die Haltung und der Umgang mit dem Pferd nimmt daher starken Einfluss auf die Sensibilität der Angstschwelle. Beim Menschen würde man sagen: „Angst entsteht im Kopf und deshalb kann sie auch nur dort überwunden werden“. Bei Pferden gibt es hierzu keine Studien aber letztendlich werden durch vertrauensvolle Arbeit mit dem Pferd Ängste überwunden. Nervöse Pferde werden ruhiger.
Als Ernährungsberater für Pferde wird man fast nach einer speziellen Futterergänzung gefragt, welches Pferden die Angst oder Nervosität nimmt. In einigen von Kunden beschriebenen Fällen handelt es sich nicht selten um ein Pferd mit unbegründeten Angstattacken. Diese äußern sich durch panikartige und dann meist nicht mehr regulierbare "Aussetzer".
Solche oft spontanen Angstattacken sitzen tief und haben ihren Ursprung nicht selten in einem zurückliegenden Trauma und sind nicht nur für die Pferde selbst, sondern insbesondere für die Besitzer und den am ängstlichen oder schreckhaften Pferd arbeitenden Menschen gefährlich.
Kleinste Veränderungen verursachen Angst beim Pferd
Bei anderen Pferden sind es eher die Nerven, die hier regelrecht durchgehen. Jede kleine plötzliche Veränderung in der Halle oder auf dem Ausreitweg führt zu einer übermäßigen Angst-Reaktion beim Pferd. Manchmal lässt sich ein derart schreckhaftes Pferd gar nicht mehr regulieren und es hilft dann nur ein Absteigen, um das Pferd an einem Siloballen vorbeizuführen, dessen Einpackfolie im Wind ein wenig knattert und dem Pferd extreme Angst bereitet.
Andere Pferde wiederum reagieren mit Angst, wenn die Anspannung bzw. der Druck steigen. Auf Turnieren reagieren viele Pferde auch auf die Nervosität der Besitzer und des Umfelds und sind dann gerne unkonzentriert oder machen unnötige Fehler.
Der natürliche Fluchtinstinkt des Pferdes ist genetisch verankert. Binnen weniger Augenblicke sorgen Hormone dafür, dass für die Flucht ausreichend Energie zur Verfügung steht. Dauerhafter Stress stört diesen Stoffwechsel und gesundheitliche Schäden sind die Folge. Selten ist ein Mineralmangel für eine erhöhte Schreckhaftigkeit beim Pferd verantwortlich. Die Aminosäure Tryptophan steuert u.a. die Bereitstellung des Hormons Serotonin. Pferde reagieren ganz unterschiedlich auf Stress. Er führt aber in vielen Fällen zu Durchfall, Kotwasser, Magenproblemen, -geschwüren oder wiederkehrenden Koliken. Vertrauensvolle Arbeit mit dem Pferd, regelmäßige Fütterungsintervalle, bedarfsgerechte Mengen und artgerechte Haltungsformen minimieren stressbedingte Stoffwechselentgleisungen oder chronische Krankheiten beim Pferd. |
Angst oder Nervosität beim Pferd: Auslöser auch oft Überforderung
Viel zu oft ist es auch die Fehleinschätzung der Reiter selbst, die zu spannungsgeladenen Situationen führen. Gerne werden die Pferde überfordert und viel zu viel Können wird bei jungen Pferden vorausgesetzt. Eine mangelhafte Grundausbildung und ein fehlendes kontinuierliches Gelassenheitstraining verändert die Psyche der Pferde. Überforderte oder monoton trainierte Pferde werden stur oder zeigen Angst. Aber auch Unwohlsein oder Schmerzen führen zu Veränderungen der Pferdepsyche. Solche Pferde reagieren atypisch und daher kann bei einem Pferd mit Angst auch ein physisches Problem ursächlich verantwortlich sein.
Angst beim Pferd durch Vitalstoffmangel
Nicht vergessen sollte man auch, dass Lebenslust, Freude, Bewegungsdrang, Vitalität und Wohlbefinden immer auch in der Bewegung seinen Ausdruck findet. Pferde sind Bewegungstiere und haben Lust und Freude am Laufen.
Insbesondere innerhalb einer intakten Herde wollen sie diesem Drang Ausdruck verleihen. Pferde, die nur wenig Auslauf haben, wenig trainiert (Training schließt die Kopfarbeit immer mit ein) oder in ihrem Bewegungsdrang nicht gefördert werden, werden auch immer wieder mal unkontrolliert am „Rad drehen“ und mit übermäßiger Nervosität, Angst oder Schreckhaftigkeit reagieren. Übermut bei Pferden wird gerne auch als unnötige Schreckhaftigkeit missdeutet. Wissenschaftliche Studien bestätigen darüber hinaus, dass Pferde auch unter Depressionen und Angst leiden, die durch eine mangelhafte Mineral- und Vitalstoffversorgung verstärkt werden können.
Hilft Magnesium - wenn Pferde plötzlich schreckhaft werden?
Das Mineral Magnesium liegt im Regelfall bei normaler Fütterung in ausreichender Menge vor. Dennoch kann schweißtreibende Arbeit (geringe Mengen gehen mit dem Schweiß der Pferde verloren) ggf. einen erhöhten Bedarf verursachen. Heranwachsende Pferde – das Magnesium wird auch für den Knochenaufbau benötigt – oder laktierende Stuten - benötigen deutlich mehr. Das Skelett ist der größte Magnesiumspeicher und ca. 30 % des Magnesiums befindet sich in der Muskulatur. Kommt es also durch einseitigen Grasbewuchs oder intensiv gedüngte Weiden bzw. bei Fohlen oder laktierenden Stuten zu einem Mangel, ist neben evtl. Muskelkrämpfen oder -zittern auch eine erhöhte Erregbarkeit möglich. In diesen Fällen kann mit einer zusätzlichen Magnesiumversorgung schnell Abhilfe geschaffen werden.
Pferde mit Magnesiummangel zeigen i.d.R. eine plötzliche Schreckhaftigkeit, d.h. sie scheuen ohne befindlichen Grund vor Dingen oder Geräuschen, die vorher noch nie ein Problem darstellten. In den meisten Fällen einer plötzlichen Schreckhaftigkeit aber handelt es sich um äußere Einflüsse, die zu erhöhter Unsicherheit, Angst oder Aggressivität beim Pferd führen. Nicht selten nimmt dieses Verhalten früher oder später auch Einfluss auf die Gesundheit der Pferde.
Die Aminosäure Tryptophan bei ängstlichen, nervösen oder schreckhaften Pferden
Über uns Menschen weiß man, dass die Stärke eines Angstgefühls auch von der Ernährung oder dem Lebensstil abhängig ist. Hoher Leistungsdruck, wenig Schlaf unregelmäßige Mahlzeiten und Stress nehmen Einfluss auf den Hormonhaushalt und somit auch auf den Neurotransmitterspiegel, der den Grad der Angstzustände steuert. Ängstliche oder schreckhafte Pferde werden häufig auch zu kohlenhydrat- und eiweißreich ernährt.
Zucker verändert die Darmflora und blockiert somit die Aufnahme essenzieller Aminosäuren (z.B. Tryptophan). Tryptophan ist eine Vorstufe des „Glücks“-Hormons Serotonin. Ein Mangel wirkt sich auf das Wohlbefinden aus und erhöht die Nervosität beim Pferd. Der Bedarf an Tryptophan steigt insbesondere im Winter, wenn die Tage kürzer werden. Häufig führt auch eine nicht ausgewogene und zu eiweißreiche Fütterung dazu, dass die Aufnahme von L-Tryptophan blockiert wird. Da ein schlechtes Nervenkostüm ebenfalls Einfluss auf den Verdauungsstoffwechsel nimmt, hat sich eine Kombination aus der Aminosäure L-Tryptophan und einem hochwertigen Vitamin-B Komplex sehr bewährt. EQUIPUR–tryptomag oder NutriScience AnxiKalm (Pulver) bieten hier eine sinnvolle Ergänzung der essenziellen Aminosäure Tryptophan für Pferde mit schlechtem Nervenkostüm. Auch bei Aggressivität oder Lethargie kann EQUIPUR–tryptomag oder AnxiKalm gefüttert werden.
Kräuter für ängstliche, nervöse oder schreckhafte Pferde
Angst blockiert Pferde bei der Wahrnehmung und hindert sie daran, Vertrauen zuzulassen. Daher ist die Ausbildung oder Korrektur eines Pferdes mit sehr sensiblem Nervenkostüm oft schwierig bis unmöglich. In solchen Fällen hat sich die Zuhilfenahme spezieller Heilkräuter bewährt. Auch wenn Kräuter wie Hopfen, Baldrian, Melisse oder Passionsblume die Wahrnehmung etwas dämpfen, kann in diesem Zustand Pferden dennoch die notwendige Information - dass alles ja gar nicht so schlimm ist - vermittelt werden.
Sehr bewährt haben sich hier die Kräutermischungen Billy´s Nervenkräuter oder AnxiKalm flüssig von NutriScience. In leichten Fällen funktioniert auch die Kräutermischung Balsama von PerNaturam recht gut.
Turnierreiter- und fahrer denken bitte daran, dass nicht nur Ergänzungsfutter mit mehr als 4000 mg Tryptophan/kg TS, sondern auch alle Kräutermischungen tabu sind. Hier muss eine Karenzzeit von mindestens 48 Stunden eingehalten werden.
Angst oder Stress hat physiologische Auswirkungen auf den Stoffwechsel des Pferdes
Bei ängstlichen oder gestressten Pferden spielt das körpereigene Anti-Stress-Hormon Cortisol eine tragende Rolle. Zunächst wird mittels einer Reaktionskette im Gehirn - über das Nervensystem - dem Nebennierenmark signalisiert, Adrenalin auszuschütten. Der Blutdruck, Puls und die Muskelaktivität steigt an und die Darmtätigkeit des Pferdes wird gehemmt. Neben Adrenalin wird auch Cortisol ausgeschüttet, um mit dem durch das Adrenalin provozierten Stress fertig zu werden. Damit wird vermehrt Energie für die Flucht des Pferdes bereitgestellt. Dauert die auf das Pferd bedrohlich wirkende oder Angst auslösende Situation an, wird die Cortisolproduktion noch höhergeschraubt. Zusätzlich wird das Stresshormon ACTH ausgeschüttet, um die nun notwendige und länger anhaltende Cortisolproduktion sicherzustellen. Bei Pferden, die aufgrund ihrer Haltungs-, Trainings- oder gesundheitlichen Umstände häufigem oder dauerhaftem physischem wie psychischem Stress ausgesetzt sind, wird vermutet, dass die dauerhaft erhöhte Cortisolausschüttung mittelfristig zu einer Ermüdung der Cortisolproduktion bzw. zu einer Resistenz führt.
Cortisol wirkt stark entzündungshemmend und ist daher eng mit dem Immunsystem des Pferdes verknüpft. Sowohl ein zu hoher (Resistenz) als auch ein zu niedriger Cortisolspiegel schwächen das Immunsystem und können tiefgreifende Gesundheitsstörungen hervorrufen. Da Cortisol beim Pferd zusammen mit dem Insulin zur Regulierung des Blutzuckerspiegels beiträgt, wird dieser Zustand für die Entstehung von EMS oder Diabetes mitverantwortlich gemacht.
Stress ist auch für Magengeschwüre beim Pferd verantwortlich
Cortisol spielt auch bei der Sekretion von Gallensäure und Pepsin (Magensäure) eine Rolle, deshalb entstehen bei ängstlichen oder gestressten Pferden häufig Magengeschwüre ohne dass hier das Futtermanagement daran beteiligt wäre. Die Ausschüttung von Adrenalin und Cortisol führt auch zu einem teilweisen Erliegen der Darmtätigkeit, deshalb sind auch leichte bis chronische Koliken ein Anzeichen für Pferde, die unter Stress stehen. Ängstlichen oder nervösen Pferden mit Magenproblemen geben Sie unser MagenRegulat (mit Tryptophan) oder das GastroCare Plus von NutriScience.
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