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Clik here to view.Der Trend, die Fütterung oder Supplementierung (Zink, Selen, Mangan usw.) der Pferde in Abhängigkeit eines Blutbildes oder einer Heuanalyse vorzunehmen, nimmt stark zu. Die wenigsten Pferdebesitzer sind aber in der Lage die Zusammenhänge zwischen Blutbild, Verteilung im Stoffwechselkreislauf und Resorption zu deuten bzw. richtig umzusetzen. Die Frage, inwieweit ein Blutbild tatsächlich über den Status bzw. Bedarf an Selen, Zink, Mangan, Eisen, Molybdän und anderer Mengenelemente Auskunft gibt, ist noch nicht bis ins Detail beim Pferd erforscht worden. Die Studien dazu sind noch relativ dünn gesät. Vieles bleibt daher spekulativ. Ein weiteres Problem ist auch, dass die orthomolekulare Vitalstofftherapie (Heilung über teilweise hoch dosierte Vitalstoffe, wie Vitamine und Spurenelemente) als mögliche Behandlungsform sowohl in der Humanmedizin als auch in der Tiermedizin kontrovers diskutiert wird. Eine Diskussion, die man ja bereits aus der alternativen Heilkunde (Homöopathie, Phytotherapie usw.) kennt. Trotzdem hat die Vergangenheit gezeigt, dass alternative Therapien in vielen Fällen gleiche Ergebnisse - sogar ohne Nebenwirkungen - erzielen. Die Schwierigkeit des Pferdebesitzers besteht aber darin die wirkungsvollen alternativen Behandlungsmethoden von denen der Quacksalber und Scharlatane zu unterscheiden und zu wissen, wann eine konventionelle Therapie für ein krankes Pferd ohne Alternative ist.
Sowohl der Tierarzt als auch der alternativ behandelnde Therapeut greifen gerne auf die Analyse eines Blutbildes zurück um eine sich auf Grund der Symptomatik ergebene Diagnose zu untermauern. Die Werte der Spurenelemente im Blutbild der Pferde sind nicht ausschließlich ein Hinweis auf eine Mangelversorgung, sondern lassen auch Rückschlüsse auf andere Störungen im Organismus der Pferde zu. Ein Übersicht über die Werte im Blutblid erhalten Sie hier: "Blutbild Übersicht"
Blutbild beim Pferd – Selen
Während Zink, Mangan, Kupfer und Eisen je nach Bedarf des Pferdeorganismus unterschiedlich stark absorbiert werden, scheint dies für Selen und Jod nicht zu gelten. Diese beiden Spurenelemente werden unabhängig davon aufgenommen, ob diese benötigt werden oder nicht. Sie führen daher bereits in kleineren Überdosierungen zu sogenannten Intoxikationen. In der Praxis sieht das aber lange nicht so dramatisch aus, wie es in der Theorie gerne beschrieben wird.
Wie häufig kommt es z.B. zu Selen- oder Jodvergiftungen beim Pferd?
In meiner über 15-jährigen Tätigkeit als Ernährungsberater für Pferde habe ich jährlich an die 400 Pferde mit einem erhöhten oder erniedrigten Selenstatus im Blutbild. Nur in zwei Fällen habe ich eine Selenvergiftung beim Pferd erlebt. Beide hatten ihren Ursprung in einer Kombination mit dem Selenpräparat Selenosel (Selectavet), einem Mischfutter (selenhaltig) und einem Mineralfutter mit Selen. In beiden Fällen kam es aber nur zu einer Selenvergiftung mit einem Ausschuhen der Hufe an den hinteren Extremitäten des Pferdes, weil das Präparat Selenosel falsch dosiert wurde. (Hier sollte angemerkt werden, dass das Ergänzungsfutter Selenosel 50 mg Selen/kg TS (organisch und anorganisch gebundenes Selen kombiniert) grundsätzlich mehr Selen enthält. als es das Futtermittelrecht erlaubt.
Bei Jod kam es zu Intoxikationen, weil insbesondere die stark jodhaltigen Seealgenpräparate gefüttert wurden. (Beachten sollte man hier, dass sowohl eine Überschuss an Jod als auch ein Jodmangel eine Kropfbildung beim Pferd hervorrufen kann). Folgend lässt diese Erkenntnis die Schlussfolgerung zu, dass eine Selen- oder Jodvergiftung bei Pferden im Regelfall nur durch einen „Missbrauch“ von Ergänzungsfuttern auszulösen ist.
Wie genau ist der Selenwert im Blutbild beim Pferd?
Sofern der Selengehalt aus dem Serum des Pferdeblutes ermittelt wird, kann der Gehalt an Selen recht genau ermittelt werden. Dieser Wert spiegelt den Status daher recht gut (mäßige Genauigkeit). Voraussetzung ist aber auch hier, dass das Blutbild ordnungsgemäß unmittelbar (abzentrifugieren, einfrieren und schnell auswerten) im Labor ausgewertet wird. In einigen Fällen wird Selen über die Anzahl der Glutathionperoxidasen (Enzym, Radikalfänger) im Vollblut ermittelt. Diese Werte sind lt. heutiger Studienlage zur Ermittlung des Selenstatus im Pferdeorganismus nicht geeignet.
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Selengehalt im Blutbild des Pferdes zu niedrig
Der Referenzwert (100 – 200 ug/l) ist relativ hoch angesetzt. Heute weiß man, dass dieser auch in Abhängigkeit der Rasse nach unten korrigiert werden muss. (Kaltblut z.B. 70 ug/l). Viele Studien weisen auch darauf hin, dass sich eine Selenfütterung nicht sofort im Blutbild des Pferdes 1:1 wiederspiegelt und Pferde trotz hoher Selensupplementierung zwar im Blutserum höhere Werte aufwiesen aber fast 75 % der Pferde trotzdem noch unterhalb des Referenzwertes waren. Heute geht man daher davon aus, dass Selenwerte bis zu einem unteren Wert von 40 ug/l Selen im Serum als ausreichend angesehen werden können, sofern die Rationsberechnung eine Selenzufuhr von ca. 1 mg Selen/kg TS ergab. Dieser Wert ist aber z.B. in Bayern (Selenmangelgebiet) ohne zusätzliches Mineralfutter mit Selen nicht annähernd zu erreichen.
Selengehalt im Blutbild des Pferdes zu hoch
Sehr selten wird ein deutlich erhöhter Selengehalt im Blutbild des Pferdes ermittelt. Auch hier muss in erster Linie eine Kontrolle über das Futter (Rationsberechnung unter Einbindung der Mengenelemente im Grundfutter, Kraft- und Mischfutter sowie Mineralfutter) erfolgen. Im Regelfall kommt es hier zu einer Überversorgung. Eine Haaranalyse gibt ggf. Aufschluss darauf, zu welchem Zeitpunkt die Intoxikation stattfand, da Selen eine sehr lange Halbwertszeit im Pferdeorganismus hat.
Aus Studien geht hervor, dass mit der gemeinsamen Supplementierung von Zink die Selenaufnahme bzw. der Selenwert im Blutserum signifikanter anstieg. Zu einer Verdrängung von Selen kam es aber wohl, wenn Zink in unüblich hohen Mengen (10-fache Tagesmenge) verabreicht wurde. Mehr zum Thema Selen beim Pferd können Sie in unserem Fachartikel lesen.
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Blutbild beim Pferd Zink
Das Spurenelement Zink ist heute bei Pferdebesitzern in aller Munde. Eigentlich weiß jeder um dessen Bedeutung für den Energie-, Kohlenhydrat-, Haut- und Entgiftungsstoffwechsel. Zink kann auch sehr schwer überdosiert werden. Calcium-, kupfer oder phytinreiche (Getreide, Bierhefe) Mineralfutter sowie eine getreidereiche Fütterung können aber deren Aufnahme stark beeinträchtigen. In Verbindung mit der kontrovers diskutierten „Krankheit“ KPU wird ein chronischer Zinkmangel im Blutbild diskutiert. Mehr über das Spurenelement Zink lesen Sie in unserem Fachartikel „Zinkmangel beim Pferd“.
Zink im Blutbild der Pferde erniedrigt
Ein niedriger Zinkgehalt im Blutbild des Pferdes kommt relativ häufig vor. Mittlerweile haben die Mineralfutterhersteller reagiert und die Zinkgehalte deutlich erhöht. Achten Sie insbesondere bei einer Zinksupplementierung darauf, dass die Ergänzungsfutter arm an Calcium sind, da Calcium mit Zink eine Verbindung eingeht, die dann für den Stoffwechsel nicht mehr genutzt werden kann. Pferde mit Allergien und Hautproblemen oder erhöhter Wundheilung haben einen erhöhten Bedarf an Zink. Soll das Blutbild nach einer Zinksupplementierung erneut überprüft werden, sollten mindestens 4 Wochen abgewartet werden, da sich der Zinkstatus im Blutbild verzögert wiederspiegelt. Bei Zinkmangel und gleichzeitig erhöhter Entzündungswerte (insbesondere chronische Entzündungen) kommt es zu einer überhöhten Speicherung in der Leber und dadurch zu einem niedrigen Zinkgehalt im Blut. Wird dann übermäßig Zink supplementiert kann dies die Leberfunktion beeinträchtigen. (Tragende Stuten und heranwachsende Fohlen sollten mit Zink nicht überversorgt werden – Symptome eines sekundären Kupfermangels, Sehnenkontrakturen, Osteochondrose).
Zink im Blutbild der Pferde erhöht
Pferd zeigen nur selten einen erhöhten Zinkwert im Blutbild, da die Überschüsse u.a. über den Urin ausgeschieden werden. Sofern eine Rationskontrolle keine Überversorgung an Zink ergeben hat (im Regelfall für erhöhtes Zink im Blutbild verantwortlich) könnte z.B. die sehr selten vorkommende Polyzythämie dafür verantwortlich sein. Hier gäben aber auch andere Werte (insbesondere rotes Blutbild) deutlichere Hinweise darauf. Sinnvoll wäre auch in so einem Fall die Aktivität der Schilddrüse zu kontrollieren (TSH. T4 und T3).
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Mangan im Blutbild der Pferde
Mangan wird als Cofaktor in zahlreichen Mineral- und Fettstoffwechselvorgängen benötigt. Mangan ist auch für eine gesunde Knorpel- und Skelettentwicklung der Pferde verantwortlich und spielt bei der Eizellenreifung (Ovarfunkion) der Stute eine tragende Rolle. Der tägliche Bedarf wird ähnlich dem Zink auf 350 bis 450 mg täglich angegeben. Nachdem aber die Gehalte an Mangan insbesondere im Trinkwasser sehr hoch sind, kommt es gegenüber dem Zink sehr selten zu einer Mangelsituation bzw. konnte bis dato wissenschaftlich nicht eindeutig beschrieben werden oder nur unter klinischen Bedingungen provoziert werden.
Manganmangel oder -überversorgung im Blutbild des Pferdes
Nachdem noch keine gesicherte Kenntnislage über den anzusetzenden Referenzwert für Pferde vorherrscht werden Studien über die Manganversorgung bei Rindern herangezogen. Heute geht an von einer Überversorgung an Mangan bei einem Blutserumwert von > 3 ug/L aus und spricht je nach Veröffentlichung von einem Mangel bei Werten unter 1 bis 1,5 ug/L. Erhöhte Manganwerte haben häufig ihren Ursprung in der Rationsgestaltung. Insbesondere Brunnenwasser zeigen massive Manganwerte. Erhöhte Manganwerte begünstigen Anämien, da die Eisenresorption stark beeinträchtigt wird.
Lesen Sie dazu auch unseren Fachartikel über das Spurenelement Mangan beim Pferd
Das Spurenelement Eisen im Blutbild der Pferde
Das Spurenelement Eisen spielt für die Bildung des roten Blut- bzw. Muskelfarbstoffs Hämoglobin und Myoglobin eine tragende Rolle. Daher ist die Auswertung des vorhandenen Eisens im Organismus der Pferde über das Blutbild sehr genau möglich. Normalerweise enthält die Nahrung der Pferde ausreichend viel Eisen. Fütterungsbedingt wird daher i.d.R. ein Eisenmangel beim Pferd nur dann beobachtet, wenn ein erhöhter Bedarf zur Blutbildung erforderlich ist. (Fohlen, stark schwitzende Pferde oder Pferde mit inneren oder äußeren Verletzungen). Die Eisenabsorption (Aufnahme von Eisen aus dem Futter über den Dünndarm) reguliert das aus 25 Aminosäuren bestehende Hepcidin. Dieser Vorgang ist für Pferde essentiell, da eine erhöhte Ausscheidung von bereits im Organismus aufgenommenen Eisen nicht vorgesehen ist. Lesen Sie auch unseren Artikel über die Eisenversorgung beim Pferd.
Eisenüberschuß im Blutbild der Pferde
Aufgrund der natürlichen Barriereschranke für Eisen im Verdauungstrakt der Pferde ist eine Überversorgung des Pferdes praktisch nicht möglich. Dennoch kann es in seltenen Fällen dazu kommen. Insbesondere eisenhaltige Pferdeweiden (< 1.000 mg/kg TS) bzw. Heu von eisenbelasteten Pferdeweiden können zu einer unerwünscht erhöhten Freisetzung von Hepcidin führen und somit eine Eisenintoxikation (Hämochromatos) herbeiführen. Bei Pferde konnte diese Problematik aber nur durch extensive Eisensupplementierung beobachtet werden. Die Behauptung, erhöhte Eisenwert (Iron-Overload) im Heu würden in Kombination mit einem eisenhaltigen Mineralfutter ein Diabetes fördern, ist irreführend und wissenschaftlich nicht haltbar. Hier handelt es sich dann im Regelfall um eine abnormale, krankhafte Veränderung der Ablagerung bzw. Aufnahme eisenhaltiger Verbindungen beim Pferd.
Eisenmangel im Blutbild des Pferdes
Eisenmangel beim Pferd kann häufiger beobachtet werden und sollte auch wie beim Überschuss mit weiteren Parametern des Blutbildes abgeglichen werden. (Erythrozyten, Hämoglobin, Hämatokrit, Thrombozyten, MCH, MCV, Mangan, Zink, Kupfer, Harnstoffe, Entzündungswerte (weiße Blutkörperchen) usw.) Im Regelfall ist eine Unterversorgung über das Futter schwer möglich und kann im Zweifelsfall durch eine Heu- oder Weideanalyse schnell abgeklärt werden. Häufig steckt hinter einer solchen Anämie ein parasitärer Befall (Eosinophile ebenfalls erhöht) oder ein Magengeschwür. Auch können chronische Entzündungen oder Bakterien wie z.B. Borrelien zu einer Verringerung der Eisengehalte im Blutbild führen. In vielen Fällen ist daher eine Supplementierung über ein spezielles Eisenpräparat nicht zielführend, wenn vorab der Ursache nicht auf den Grund gegangen wird.
Zum Spurenelement Kupfer bei Pferden lesen Sie unseren Beitrag hier.
Vorsicht vor Spurenelementinjektionen!!!
Aufgrund der massiv erhöhten Gefahr eines allergischen Schocks durch Injektionen (Selen, Eisen usw.) sollten diese nur vorgenommen werden, wenn bereits Lebensgefahr für das Pferd (im Regelfall Fohlen) durch einen Spurenelementmangel besteht. Ansonsten sollten handelsübliche Ergänzungsfutter verwendet werden.