Immer wieder wird das Spurenelement Selen als Zusatz in den Ergänzungsfuttern und Futtermischungen beim Pferd ganz unterschiedlich in seiner Bedeutung diskutiert. In dieser Zusammenfassung wollen wir auf die lebenswichtigen Eigenschaften des Spurenelements und dessen wichtige Aufgabe im Stoffwechsel der Pferde eingehen.
Das Spurenelement Selen ist Bestandteil vieler Proteine (ca. 35) die als sogenannte Biokatalysatoren (Enzyme) den Stoffwechsel bestimmen. Eine der wichtigen Aufgabe von Selen beim Pferd ist es, die Zellen und das Gewebe u. a. vor aggressiven Sauerstoffverbindungen zu schützen (Glutathionperoxidase (GPx)).
Selen wird aber auch für die Produktion bzw. Umwandlung des Schilddrüsenhormons Thyoxin (T4) in das aktive Hormon Trijodthyronin (T3) bei Pferd benötigt. Diese Hormone beeinflussen u.a. den Sauerstoffverbrauch der Zellen, die Verstoffwechselung von Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen und nehmen somit Einfluss auf den gesamten Energiestoffwechsel.
Selen ist ein essentielles Spurenelement und muss daher vom Pferd über die Nahrung aufgenommen werden. Selen kommt in den Pflanzen in unterschiedlicher Konzentration vor und ist abhängig von den Mutterböden, auf dem die Pflanzen wachsen. In Deutschland spricht man von einem selenarmen Gebiet (von Norden nach Süden abfallend). Erst in den 50er Jahren erkannte man den Zusammenhang zwischen selenarmen Böden in der Landwirtschaft und durch Selenmangel beim Pferd ausgelösten Symptomen bzw. Krankheiten. Bei Pferden äußert sich dieser Mangel oft nur durch Müdigkeit, Trägheit oder allgemein Schwäche. Deutlichere Mangelsymptome sind kolikartige Muskelkrämpfe, Ataxien (Steifheit insbesondere der Hinterhand), Haarbruch, wiederkehrender Kreuzverschlag und Zellschäden an der Skelett- und Herzmuskulatur. Viele Pferde zeigen auch eine leichte Infektionsanfälligkeit. Insbesondere Fohlen in den ersten Lebenswochen leiden unter dem Selenmangel, der auf die Unterversorgung der Stute zurückzuführen ist. Die erkrankten Fohlen haben meist einen steifen Gang und können den Kopf zum Säugen am Euter der Mutter nicht drehen (ernährungsbedingte Muskeldegeneration).
Auch wenn Selen als essentielles Spurenelement für viele wichtige Vorgänge im Stoffwechsel beim Pferd zur Verfügung steht, ist Selen auch ein Spurenelement, welches in zu hoher Konzentration beim Pferd und beim Menschen zu massiven gesundheitlichen Störungen bis hin zum Tod führen kann. In der Tiermedizin spricht man von unterschiedlichen Formen der Selenvergiftung. Im Regelfall kommt es aber bei Pferden aufgrund von langanhaltender Überdosierung von Mineral- oder Mischfuttern zu eine chronischen Vergiftung. Meist zeigen solche Pferde zunächst lang anhaltende Schwäche und einen stetigen Rückgang der Leistungsfähigkeit. Schwefelhaltige Aminosäuren werden gegen Selen ausgetauscht und da diese schwefelhaltigen Aminosäuren sich überwiegend im Keratin (im Horn des Hufes und im Haar) befinden kommt es zunächst zum Haarbruch und Haarausfall. Später löst sich im Bereich der Krone und des Hornschuhs der ganze Huf. Die Pferde schuhen aus. In den meisten Fällen werden aber der Wendeschmerz und die mittel- bis hochgradige Pulsation als erste Anzeichen an den hinteren Extremitäten festgestellt.
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