Wenn es eine Hitliste für Themen gäbe, die uns in den letzten 2 Monaten am meisten beschäftigte, wäre das Thema Kotwasser sicher ganz oben auf. Auffallend ist, dass insbesondere in diesem Jahr die hartnäckigen Fälle dramatisch zugenommen haben. Der Grund dafür kann eigentlich nur an der Weidebeschaffenheit, am Heu oder dem Wetter liegen. Aus aktuellem Anlass wollen wir daher noch einmal die wichtigsten Punkte zum Thema „Kotwasser“ zusammenfassen.
Kotwasser und seine Auslöser:
Was genau Kotwasser auslöst ist schon die erste Frage, die sich ganz allgemein nicht beantworten lässt. Es gibt Pferde, die an Kotwasser leiden, wenn Sie auf die Koppel kommen und andere fangen erst mit Kotwasser an, wenn Sie nach der Weidesaison eingestallt werden. Manche Pferde setzen festen Kot und ab und an schießt nach dem Absetzen des Kotes ein Schwall braunes Wasser nach. Andere haben Kotwasser und Durchfall und wieder andere Pferde explodieren förmlich und mit einem Pfurz schießt das Kotwasser unter hohem Druck regelrecht aus dem Pferd. So unterschiedlich die Formen des Kotwassers sind, so unterschiedlich sind auch die Auslöser dafür.
Kotwasser durch Verwurmung:
Auffallend ist, dass es oft insbesondere die Robustpferderassen sind, die darunter leiden. Inwieweit hier auch eine genetische Disposition vorliegt, ist nicht untersucht worden. Ein Grund dafür könnte sein, dass viele Robustpferderassen gerade in der Aufzucht sehr nachlässig entwurmt wurden. Die Darmparasiten zerstören die Darmwände dauerhaft und „verledern“ insbesondere den Blind- und Dickdarm. Die Parasiten beißen sich in die Darmwand und hinterlassen dort Narben, die die Darmschleimhaut bzw. das Ephitelgewebe im Darm schädigen. Bei starkem Wurmbefall werden somit immer größere Bereiche dauerhaft zerstört. Dies nimmt dann auch Einfluss auf die Peristaltik des Verdauungstraktes. Solche Schäden führen auch dazu, dass diese Pferde insbesondere bei reiner Heuernährung Kotwasser entwickeln.
Darmparasiten schädigen den Verdauungsfluss und können daher auch ursächlich für Kotwasser verantwortlich sein. Leider nimmt die Auffassung, dass das regelmäßige Entwurmen der Pferde schädlich sei, immer mehr zu, was gerade in Bezug auf die Umwelt sicher auch richtig ist. Heute trifft man die Entscheidung nach Prüfung einer Kotprobe. Hier rate ich dazu unseren Artikel über Entwurmung beim Pferd zu lesen und auch zur Kenntnis zu nehmen, dass nicht alle Darmparasiten im Kot zuverlässig nachgewiesen werden können. Das selektive Entwurmen einer Pferdeherde setzt penibelste Sauberkeit und professionelles Management voraus. Leider müssen wir in unseren Beratungen feststellen, dass dies in vielen Fällen schwer durchführbar ist. Wir hoffen, dass sich hier immer mehr Stallbetreiber mit diesem Thema auseinander setzen, da auch die zunehmenden Resistenzen der Würmer gegen Antiparasitika hier ein dringendes Handeln erfordert.
Kotwasser durch schlechte Futterqualität oder falsches Futtermanagement:
Mit Bakterien, Pilzen und Pilzgiften belastetes Heu und insbesondere Heulage führen im Verdauungstrakt zu schweren Dysbiosen.
Das Verdauungssystem der Pferde ist nicht auf schnelle Futterumstellung programmiert. Die Darmflora aber auch die an der Verdauung beteiligten Enzyme sind sehr anfällig auf Veränderungen im Futtermanagement. Oft braucht der Verdauungstrakt der Pferde einige Wochen bis er sich auf eine neue Futterart umgestellt hat. Verstärkt wird die Problematik insbesondere im Herbst, wenn wir Wetterabhängig die Pferde dann mal wieder für Stunden auf die Weide lassen und dann wieder wegen schlechten Wetters für einige Tage nicht. Ein bereits gereizter oder angeschlagener Darm spielt dann regelrecht verrückt.
Kotwasser durch zuviele Kohlenhydrate:
Kohlenhydrate (Stärke und Zucker) werden in der Regel im Dünndarm verdaut. Pferde sind aber evolutionär auf eine langsame und mikrobiologische Zersetzung von schwerverdaulichen Kohlenhydraten eingestellt. Stärke zersetzende Enzyme befinden sich daher gegenüber anderen Lebewesen nur wenige im Dünndarm. Führt man zu viele leichtverdauliche Stärke über Kraft- und Mischfutter zu oder weiden die Pferde auf sehr fruktanhaltigen Weiden (insbesondere in diesem Herbst sind diese wetterbedingt stark fruktanhaltig (gewesen)) findet eine unzureichende Amylase statt. Viel zu viel der leichtverdaulichen Stärke und Zuckerverbindungen gelangen so in den Dickdarm und führen dort zu Dysbiosen, die Kotwasser, Durchfall und Hufrehe auslösen können.
Kotwasser durch zu lange Fresspausen:
Lange Fresspausen erhöhen ebenso das Risiko von Kotwasser. Pferde sind darauf ausgerichtet bis zu 16 Stunden am Tag zu fressen bzw. nach Fressbarem zu suchen. Heute weiß man, dass Pferde tagsüber keine längeren Fresspausen als 4 Stunden einlegen sollten. Nachts während der Ruhephase können es auch bis zu 7 Stunden sein. Da Pferde nur speicheln, wenn sie fressen und dieser Speichel eine wichtige Puffereigenschaft im Magen übernimmt kommt es nach längeren Fresspausen zu einer Übersäuerung des Magens und dadurch auch weiterführend des gesamten Verdauungstraktes.
Da Enzyme und Bakterien aber sehr empfindlich auf Veränderungen des Milieus reagieren führt auch dies zu Verdauungsproblemen.
Fresszeiten können durch das Anbringen von Heunetzen verlängert werden. Auch Strohraufen zwischen den Mahlzeiten sind hier eine Alternative. (Boxeneinstreu dient auch der Reduzierung von Fresspausen – dennoch sollte bedacht werden, dass hier auch Kot und Urin aufgenommen wird. Empfohlen wird einfach ein wenig Stroh in einer Ecke oder Raufe separat bereitzustellen)
Ein paar goldene Regeln zur Behandlung der Pferde bei Kotwasser:
- Wurmstatus überprüfen und ggf. eine Zwischenentwurmung vornehmen
- Zähne kontrollieren
- Kraft- oder Mischfutter vermeiden bzw. auf viele kleine Portionen aufteilen. (Hafer wäre hier besser als Gerste, Mais oder Dinkel)
- Auf Mischfutter mit Melasse verzichten
- Heu auf mindestens 4 bis 6 Tagesrationen verteilen (dadurch wird dann auch der Strohumsatz verringert)
- Stress vermeiden (insbesondere während der Fresszeiten)
- Futterumstellungen langsam vornehmen und ständigen Wechsel von Stall und Koppel je nach Witterung vermeiden
- Mineralfutter zuführen
- Darm sanieren
- Yea Sacc Mikro und Waterstop zu füttern (Yea Sacc Mikro ggf. in der ersten Woche doppelt dosieren), bzw. MykoTox bei schlechter Futterqualität
- Hartnäckige Patienten sollten ein Blutbild anfertigen um weitere Therapieansätze anraten zu können, da auch viele Stoffwechselstörungen (z.B. bei EMS, Cushing, KPU) mit Kotwasser einhergehen
- Eiskaltes Wasser vermeiden
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