Entgiftung beim Pferd - was genau ist damit gemeint?
Pferde zu entgiften ist mittlerweile zu einem Hype geworden. Heute wird entgiftet, was das Zeug hält und kaum einer macht sich Gedanken darüber, wann und wo und vor allem wie eine solche Entgiftung letztendlich sinnvoll erscheint. Die Tatsache, dass der Einsatz sogenannter harntreibender, adstringierender oder gallenflussfördernder Kräuter auch ggf. mit Risiken für das Pferd verbunden sein könnte, wird manchmal übersehen. Gerne wird in sozialen Medien oder Pferdeforen darüber gestritten, ob und wie überhaupt ein Pferd entgiftet werden kann. Die Verwendung des Begriffes „Entgiften“ in Verbindung mit dem Organismus des Pferdes ist zugegebenermaßen etwas unglücklich und streng wissenschaftlich gesehen auch nicht ganz passend. Er beschreibt am Ende aber dennoch ganz gut, was der Pferdebesitzer mit dem Einsatz von Kräutermischungen, Kräutertees oder -ölen beabsichtigt, wenn dieser vom "Entgiften seines Pferdes spricht." Es geht darum, den Organismus des Pferdes bei der Entsorgung belastender Stoffe zu unterstützen, Toxine zu binden und die eigene - dadurch geschwächte Abwehrleistung des Pferdes ggf. zu stärken. Daher will ich mich in diesem Fachartikel auch nicht mit derartigen Befindlichkeiten aufhalten, sondern medizinische als auch heilkundliche Möglichkeiten aufzählen, die für eine "Entgiftung/Entschlackung" des Pferdes zum Einsatz kommen können.
Mit welchen Giften haben unsere Pferde zu kämpfen?
Ein wichtiger Ansatz bzw. ein hilfreicher Ansatz ist es, immer die Wurzel allen Übels zu kennen. Denn je detaillierter Sie die für Störungen im Organismus verantwortlichen Auslöser kennen, desto wirkungsvoller kann man am Ende eine Entgiftung- oder Entschlackungskur beim Pferd anwenden.
Mögliche Auslöser für "über"lastete Entgiftungsorgane:
- Aflatoxine im Pferdefutter sind Gifte aus Schimmelpilzen (z.B. Aflatoxin B1). Diese Gifte - sogenannte Mykotoxine - sind hochgiftig und hier reichen nur wenige Milligramm, um massive lebensbedrohliche Schäden, insbesondere in der Leber des Pferdes, hervorzurufen (Ölsaaten, Mais, Reis- und Reisschalen, Weizen und insbesondere gewalzter Hafer sind häufig belastet). Wobei diese Gifte nicht selten erst durch die falsche Lagerung im Reitstall selbst entstehen. Um dies zu vermeiden, werden Futtermittel meist vorbehandelt. Im Gesetz heißt es hierzu nur lapidar: „Die Lebensmittel- und Futtermittelunternehmer sind verpflichtet, durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen, dass die gesetzlichen Höchstgehalte in ihren Produkten nicht überschritten werden und dass diese Produkte sicher sind. Die zuständigen Überwachungsbehörden der Bundesländer kontrollieren die Maßnahmen der Lebens- und Futtermittelunternehmer.“
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Einsatz diverser Konservierungsstoffe, die eine mikrobielle Besiedlung, wie oben erwähnt, vermeiden sollen (z.B. Sorbinsäure E 200, Benzoesäure E 210, Schwefeldioxid E220, Natriumsulfit E 221, Propionsäure E 220, Kohlendioxid E 290 oder Ammoniak). Wobei diese Belastung häufig sehr gering im Vergleich zu den extremen Gefahren durch Schimmelpilze im Futter ist. Darüber hinaus gibt es Formen der Konservierung, die nicht zwingend schädlich für das Pferd sein müssen: Öle (leider häufig auch nicht sehr stabil), natürliche Toxinbinder wie Gesteinsmehle, Vitamin E oder C, Pflanzenextrakte oder ätherische Öle (ätherische Öle sind nicht unumstritten).
- Belastung durch Spritzmittel in Futtermitteln. Nicht nur Getreide, sondern auch Kräuter, Obst und Luzernewiesen werden mit Pestiziden bzw. Herbiziden unterschiedlichster Art behandelt. Zwar werden in den meisten untersuchten Proben die Grenzwerte eingehalten. Das Problem ist aber, dass diese jedoch immer nur für ein einzelnes Mittel festgelegt wurden. Nicht selten kommen aber mehrere belastende Stoffe in einem Futter vor. Problematisch ist aber die noch nicht erforschte Wirkung sogenannter Giftcocktails (mehrere im Futter vorkommende Gifte) auf den Stoffwechsel des Pferdes.
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Standortbedingte oder trinkwasserbelastende Schwermetalle (häufig auch aus Medikamenten). Besonders belastet sind Weideflächen in Überschwemmungsgebieten, Brunnenwasser oder natürliche Wasserläufe als Wasserstellen für die Pferde.
- Mikroorganismen, sogenannte Endophyten, sind Pilze oder Bakterien, die in Symbiose mit dem Vegetationskörper einer Pflanze leben. Hier sind es insbesondere die Alkaloide des mit dem Weidelgras oder anderen Gattungen der Süßgräserarten lebenden Schimmelpilzes, die Leber und Nieren der Pferde stark beeinträchtigen können.
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Auch giftige Pflanzen z.B. Jakobskreuzkraut, Sumpfschachtelhalm oder Herbstzeitlose aber auch das Mutterkorn im Getreide, im Weidegras oder im blühend geerntetem Heu setzen dem Organismus der Pferde stark zu. Darüber hinaus können auch die Gerbstoffe aus der Eichel, Kernobst, Esparsette oder die Aminosäure aus dem Bergahorn usw. bereits in kleineren Mengen massive Probleme im Entgiftungsstoffwechsel hervorrufen.
- Kommt es aufgrund von zucker-, fruktan-, eiweiß- oder stärkereicher Fütterung zu Verdauungsstörungen beim Pferd, führt dies - insbesondere im Dickdarm - zu einer massiven Verschiebung der Darmflora. Hierbei kommt es zu einem massenhaften Absterben von Bakterien, durch deren Zerfall das giftige Lipid A freigesetzt wird. Verdauungsstörungen führen zu einer Zerstörung der Darmschleimhaut, dessen normalerweise schützende Funktion zusammenbricht und das Eindringen von Toxinen in den Pferdeorganismus nicht mehr verhindern kann.
- Stoffwechselerkrankungen bzw. -entgleisungen aber auch Infekte (viral oder bakteriell) führen zu Stoffwechselgiften und überlasten die Entgiftungsorgane. Antibiotika oder Medikamente helfen nicht nur dem Organismus, sondern es entstehen auch Stoffwechselendprodukte, die ohne therapeutische Hilfe schwer ausgeleitet werden können.
Das sollten Sie wissen! |
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Pferd entgiften? Ja - aber wann?
Nicht grundsätzlich müssen Pferde regelmäßig entgiftet werden. Im Regelfall tun dies die Entgiftungsorgane Niere, Leber, Haut und der Verdauungstrakt ständig, ohne dass hier therapeutisch eingegriffen werden muss. Ein gesundes Pferd mit ausreichend Bewegung und individuell angepasstem sowie qualitativ hochwertigem Futter wird normalerweise keine Hilfestellung benötigen. Dennoch, welches Pferd ist heute noch gesund und bekommt tagein und tagaus 1A-Futter in die Raufe? Viele Pferde sind bereits krankheitsbedingt stark vor- bzw. überbelastet.
Folgende Symptome deuten darauf hin, dass der Entgiftungsstoffwechsel trotz ausreichender Mineral- und Vitalstoffversorgung gestört sein kann:
- Hautprobleme, Sommerekzem, schlechter Fellwechsel
- Schlechtes Hufwachstum
- Stoffwechselerkrankungen wie Hufrehe, EMS, Cushing, Borreliose, KPU
- Kotwasser, Durchfall
- Allergien wie Husten, Ekzeme, Headshaking, Sarkoidose usw.
- hohe Krankheitsanfälligkeit, schlechtes Immunsystem
- anhaltender Leistungsabfall
- schlechte Futterverwertung oder Übergewicht
- Hautpilz
- wiederkehrender Spurenelementemangel (Zink, Selen und Mangan) trotz ausreichender Supplementierung
Belastungen aus dem Futter
Ein Hauptaugenmerk sollte darauf gelegt werden, die bekannten bzw. vermuteten Auslöser soweit als möglich abzustellen. Belastetes Futter (Schimmel) ist grundsätzlich zu vermeiden. Gesteinsmehle (Bentonit, Zeolith, Kieselgur, Heilerde), Beta Glukomannane, Lebendhefen, Weihrauch, Seealgenmehle usw. besitzen sehr gute Eigenschaften aktiv Schad- bzw. Giftstoffe oder Schwermetalle aus dem Futter zu binden bzw. die Darmflora in seiner natürlichen Barrierefunktion zu unterstützen.
Anweiden – Pferde beim Entgiften unterstützen
Mit dem Einsatz von Gesteinsmehlen, Lebendhefen oder Kräutern soll ein Eindringen der Gifte über die Darmwand in den Organismus verhindert werden – dennoch sollte dies in der notwendigen hohen Dosierung auch nicht dauerhaft, sondern optimaler Weise kurweise passieren. Sofern es sich also insbesondere um Toxine (z.B. Endophyten) aus dem Weidegras oder zum Beispiel um eine unvermeidbare aber geringe Belastung durch Jakobskreuzkraut handelt, kann man mit MykoTox gute Ergebnisse erzielen. Auch die plötzliche Futterumstellung durch das Anweiden provoziert eine Verschiebung der Darmflora und dabei entstehen belastende Endotoxine. Hier eignen sich ebenfalls das MykoTox oder die Ostpreußenkräuter (auch in Kombination empfehlenswert) sehr gut.
Heulage – häufig wird der Entgiftungsstoffwechsel der Pferde überlastet
Nicht jedes Pferd verträgt Heulage gleich gut – darüber hinaus ist nicht jede Heulage in seiner Qualität wirklich pferdegerecht. Auch wenn grundsätzlich gutes Heu einer Heulage vorgezogen werden sollte, lässt sich das nicht immer und überall realisieren. Die Bakterien und Säuren aus der Heulage können dem Verdauungstrakt der Pferde Probleme bereiten. Hier haben sich Ergänzungsfutter wie das Yea Sacc Mikro, Waterstop oder MykoTox in Abhängigkeit der Symptomatik begleitend zur Heulagefütterung bewährt.
Darmsanierung nach einer Antibiotikatherapie
Nicht immer lässt sich eine medikamentöse Behandlung mit Antibiotika vermeiden. Antibiotika und andere Medikamente können aber die Darmflora schädigen und somit wird diese durchlässig für alle möglichen im Verdauungstrakt entstehenden Stoffwechselgifte, Bakterien und aufgenommenen Toxine. Da auch ein großer Teil der Immunzellen im Verdauungstrakt sitzen, kann es zu einer höheren Infektanfälligkeit kommen, wenn nicht rechtzeitig eine Sanierung der Darmflora vorgenommen wird. Auch bleiben nach einer Antibiose gerne abgebautes Zellmaterial, abgetötete Bakterien und Medikamentenstoffe zurück. In so einem Fall eignet sich eine Darmsanierung mit z.B. Waterstop, Yea Sacc Mikro oder MykoTox in Verbindung mit einer zusätzlichen Leber- und Nierenentgiftung (Brennnessel, Löwenzahn, Birkenblätter usw.)
Leber und Nieren beim Pferd entgiften
Diese beiden „Entgiftungs“-organe sind wie eingangs erwähnt häufig stark belastet. Sowohl die Nieren als auch die Leber zeigen aber erst sehr spät in einem Blutbild diagnostische Werte, die auf eine krankhafte Störung hinweisen. Tun sie das, dann ist der Schaden bereits groß. Die Leber selbst verfügt über ein recht hohes Regenerationspotential. Anders ist es bei den Nieren. Bereits zerstörtes Zellgewebe kann nicht mehr erneuert werden und daher ist hierauf ein besonderes Augenmerk zu legen. Ich plädiere immer wieder dafür, die Nieren beim Pferd regelmäßig einer „Entschlackungskur“ zu unterziehen. Hier haben sich das Ergänzungsfutter Billy´s Nierenkräuter oder in leichten Fällen die Kräutermischung Rhenalind von PerNaturam bewährt. Als sehr effizient hat sich eine 3-wöchige Kur mit Billy´s Nierenkräuter, eine 3-wöchige Pause und im Anschluss eine 3-wöchige Kur mit Rhenalind herausgestellt. Bei der "Leberentgiftung" geht es in erster Linie darum, die Zellerneuerung und den Gallenfluss zu unterstützen. Hier helfen Billy´s Leberkräuter oder GladiatorPLUS sehr gut. Detailliert gehen wir darauf in einem separaten Fachartikel ein, der Ihnen aufzeigt, was zu tun ist, wenn die Leber des Pferdes stark belastet wird.
Eine Entgiftung eines Pferdes birgt auch Risiken
Den Zeitpunkt und die Notwendigkeit einer Nierenentgiftung beim Pferd sollte man aber idealerweise mit einem erfahrenen Ernährungsberater, Tierarzt oder Heilpraktiker absprechen. Nicht immer und nicht grundsätzlich automatisch zu Beginn einer Therapie steht die Entgiftung bzw. Entschlackung des Pferdes. Mit Einleitung der durch Kräuter oder homöopathischen Mitteln unterstützten Ausleitung von Toxinen und Schlacken können unerwünschte Reaktionen im Organismus ausgelöst werden. Dies kann unter Umständen zunächst zu einer allgemeinen Verschlechterung der Symptome führen.
Darauf achten sollte man auch, dass ältere Pferde häufig ein bestehendes Problem mit ihrem Wasserhaushalt bzw. Nierenstoffwechsel haben. Schuld daran ist eine bereits fortgeschrittene irreparable Niereneinschränkung. Solche Pferde neigen dann dazu, regelrecht auszutrocknen. Überprüfen Sie daher mittels „Hautfaltentest" Ihr Pferd. Hier wird eine Hautfalte am Hals durch das Zusammendrücken mittels Finger erzeugt und die Dauer kontrolliert, in der sie sich zurückentwickelt. Bleibt die Hautfalte stehen oder dauert es über 1 Sekunde bis sie sich wieder zurückzieht, sollte dringend dafür gesorgt werden, dass das Pferd mehr Wasser trinkt. Dies kann ggf. durch Elektrolyte unterstützt werden z.B. EQUIPUR - elektrolyt plus. Grundsätzlich gilt, dass bei alten Pferden eine Nierenkur bzw. Kräuter wie Brennnessel, Birke, Heidekraut, Himbeerblätter usw. unter kontrollierter Flüssigkeitsaufnahme geschehen soll.
Fazit:
Die Entgiftung beim Pferd hat einen großen therapeutischen Nutzen. Kohlenhydrate (Zucker und Stärke), pflanzliche Eiweißproteine, Medikamente und überschüssige Fette (Energie) fordern den Entgiftungsstoffwechsel der Pferde. Nicht selten kommt es zu Fettablagerungen, erhöhter Harnsäure im Blut und Gewebe sowie zu langkettigen schwer abbaubaren Zucker-Eiweißverbindungen. Eine Leber- oder Nieren unterstützende und blutreinigende Entgiftung macht die Pferde häufig wieder fit. Zeitpunkt und Art und Weise sollte im Idealfall mit einem Ernährungsberater für Pferde oder Tierarzt abgesprochen werden.
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