„Mein Pferd hustet – was kann ich tun?“ ist eine der häufigsten Fragen, die uns erreicht. Viele Pferdebesitzer haben zurecht Angst, aus dem Husten könnte sich eine chronische Atemwegserkrankung entwickeln. Gerade deshalb sollte beim Auftreten der ersten Symptome nicht zu lange gewartet werden. Der Pferdehusten hat ganz unterschiedliche Ursachen und die Klärung dieser sollte im Vordergrund stehen.
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Atemwegsprobleme beim Pferd – kurz & knappRisikogruppe:Pferde mit schwachem Immunsystem Ursachen:
Symptome:
Diagnose:> Abhören der Atemwege durch den Tierarzt Behandlung Pferd:
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Clik here to view.Dem Laien fällt es sicherlich schwer, auszumachen, ob ich hier einen Infekt in den oberen Atemwegen des Pferdes habe oder ob hier die unteren Atemwege betroffen sind. Auch sollte unbedingt abgeklärt werden, ob das Pferd einen fieberhaften Infekt hat oder aufgrund erhöhter Staub- bzw. Partikelbelastung hustet. Diese Erkenntnisse geben Aufschluss darüber, welche Medikamente, Vitalstoffe oder Kräuter man vernünftigerweise einsetzen kann.
Auch wenn einige wenige wissenschaftliche Fachartikel über Pferdehusten eine grundsätzliche Behandlung mit Antibiotika durch den Tierarzt anraten, gibt es dennoch auch viele Stimmen, die von einer obligatorischen Behandlung mittels Antibiotika beim hustenden Pferd dringend abraten. Auch wir halten den Einsatz von Antibiotika nur dann für angebracht, wenn die gewissenhafte Diagnose beim Pferd einen bakteriellen Infekt ergab. Da aber meist virale Infekte für den Husten beim Pferd verantwortlich sind, sollte dieser Schritt schon alleine aufgrund der Gefahr diverser Antibiotikaresistenzen sehr gewissenhaft mit dem Tierarzt abgewogen werden. Leider neigen einige zu einer überschnellen Antibiose. (Durch eine Antibiose will man u.a. eine Sekundärinfektion vermeiden.)
Husten beim Pferd – die Nr. 2 in der Hitliste der Erkrankungen
Neben Lahmheiten gehören die Erkrankungen der Atemwege zu den häufigsten Problemen bei Pferden. Der Stoffwechsel und das Immunsystem des Pferdes ist auf ein Leben in der freien Steppe oder Tundra ausgerichtet. Durch unnatürliche Haltungsbedingungen – warmer, schlecht belüfteter Stall, schlechte Futterqualität, Stress oder wenig Bewegung – wird die Abwehrleistung der Pferde beeinträchtigt. Ein angegriffenes Immunsystem schwächt die Atemwege der Pferde, insbesondere während der kalten Wintermonate. Die Pferde reagieren darauf mit Husten.
Ursachen können sein:
- schlechte, ammoniakreiche Stallluft
- schlechte Qualität / pilz- und staubbelastete Einstreu
- pilz- und staubbelastetes Heu / Futter
- untrainiertes Immunsystem durch zu wenig Koppelgang
- zu frühes oder unnötiges Eindecken der Pferde (die natürliche Thermoregulation der Pferde hält trockene Temperaturen bis – 15 °C ohne weitere Maßnahmen aus)
- zu wenig Bewegung, gerade über die Wintermonate
Lesen Sie hierzu auch unseren Fachartikel: Husten durch Allergien – Pferde müssen an die frische Luft
Sind die Atemwege durch eine oder mehrere der vorher genannten Ursachen geschwächt, haben Viren oder Bakterien ein leichtes Spiel. Viele Pferdebesitzer setzen unterstützend – zusätzlich zur Medikation des Tierarztes – spezielle Hustenkräuter bei den Pferden ein. Hat man Kenntnis darüber, ob insbesondere die oberen oder unteren Atemwege betroffen sind, kann durch eine selektive Auswahl noch besser behandelt werden. Der Tierarzt oder geübte Therapeut wird den Ort des Infektes oder Hustens durch Abhören der Atemwege (oder einen Hustenreiz durch einen mechanischen stoßweisen Druck auf den Kehlkopf auslösen) bestimmen können. Eine Infektion der oberen Atemwege bedeutet i.d.R. die harmlosere Hustenerkrankung beim Pferd. Hier bewähren sich insbesondere Kräuter wie:
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Clik here to view.Isländisch Moos
- Spitzwegerich
- Eibisch
- Süßholz
- Salbei
- Malve
Besonders hervorzuheben sind bei diesen Heilpflanzen die Kräuter mit ihren zähflüssigen Schleimen, die die gereizten Schleimhäute schützen. Bei Husten durch gereizte obere Atemwege empfiehlt es sich, die Kräuter mit heißem Wasser zu übergießen und ca. 15 Minuten einweichen zu lassen (ein Deckel verhindert das Entweichen der ätherischen Öle). Danach gießen Sie diesen Sud über das normale Futter. Bewährt hat sich hier auch das Atemwegskräuter liquid von EquiPower. Dennoch können auch allgemein erhältliche Hustenkräutermischungen verwendet werden, in denen ein Teil dieser Kräuter zu finden ist.
Bei tiefer sitzendem Schleim oder chronischem Husten verwenden Sie am besten unser bewährtes Breath Powder. Beachten Sie dabei auch das von uns vorgeschlagene Bewegungsprogramm. Lesen Sie hierzu unseren Fachartikel zu chronischen Hustenerkrankungen beim Pferd.
Husten wie vorbeugen?
- Gerade in den Wintermonaten sollte auf ausreichenden Auslauf für die Pferde an der frischen Luft, z.B. auf der Koppel oder auf einem Paddock, geachtet werden. Müssen die Stallfenster aufgrund von Frostgefahr geschlossen gehalten werden, so sorgen Sie dafür, dass wenigstens regelmäßig gelüftet wird.
- Auf die Einstreu- und Futterqualität sollte penibel geachtet werden. Ist das Heu staubig, sollte es angefeuchtet oder gewaschen werden. Schimmel in Heu oder Silage ist absolut tabu! Dieser hat nicht nur Auswirkungen auf die Atemwege, sondern auch auf den Verdauungstrakt und damit auf das gesamte Immunsystem!
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Clik here to view.Wird trotzdem leicht belastetes Grundfutter verfüttert, sollten umgehend Vorsorgemaßnahmen ergriffen werden. Lesen Sie hierzu mehr: Mykotoxine - Schimmelpilzgift als ständiger Begleiter auf der Pferdeweide oder im Pferdefutter. Zum Schutz der Atemwege sollten vorbeugend Atemwegskräuter verfüttert werden.
- Vermeiden Sie Staub, z.B. beim Putzen der Pferde oder Kehren der Stallgassen. Schütteln Sie das Heu auf gar keinen Fall auf, da hier die Staubentwicklung massiv ist. Vermeiden Sie bei Pferden mit Husten staubige Hallen oder Reitplätze.
- Stärken Sie das Immunsystem Ihres Pferdes! Versorgen Sie Ihr Pferd gerade in den Wintermonaten mit einem hochwertigen Mineralfutter. Dieses können Sie gut mit verschiedenen Kräutermischungen ergänzen, welche das Immunsystem stärken und die Schleimhäute schützen.
- Bewegen Sie Ihr Pferd regelmäßig und ausreichend. Das hilft, die Bronchien und die Lunge der Pferde zu "durchlüften" und gesund zu halten.
- Trainieren Sie den Stoffwechsel Ihres Pferdes durch Umwelteinflüsse wie Licht, Luft und Temperaturunterschiede. Vermeiden Sie ein Eindecken, bzw. nehmen Sie die Decke bei jeder möglichen Gelegenheit ab.
- Neigt Ihr Pferd zu Husten, so ist die Unterbringung in einem guten Offenstall von Vorteil.
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Welche Behandlungsmöglichkeiten habe ich?
- Hat das Pferd nicht nur Husten sondern auch Fieber, so sollte auf jeden Fall ein Tierarzt zu Rate gezogen werden. Das Pferd darf in diesem Fall nicht bewegt werden! Empfohlen wird auch nach einer fieberhaften Erkrankung bis zu 1 Woche Ruhe / Tag mit Fieber, um Folgeschäden zu vermeiden.
- Bei akuten Atemwegserkrankungen muss die Schleimproduktion angeregt werden, damit der festsitzende Schleim abgehustet werden kann. Gezielte Bewegung fördert den Schleimauswurf zusätzlich.
- Der Pferdebesitzer selber kann hier viel durch die Fütterung atemwegsaktiver Kräutermischungen erreichen. Diese Kräuter enthalten Schleimstoffe, die eine Schutzschicht auf den Schleimhäuten der Atemwege bilden. Die enthaltenen Gerbstoffe verändern die Maul- und Rachenschleimhaut, damit sich Krankheitserreger nur noch schwer darauf festsetzen können. Die in den Kräutermischungen enthaltenen Bioflavonoide hemmen das Wachstum von Viren. Sie mobilisieren die Abwehrkräfte und verbessern die Regenerationsfähigkeit der Schleimhäute.
- Der rechtzeitige Einsatz schleimlösender und atemwegserweiternder Kräutermischungen kann eine sekundäre Infektion der Atemwege mit Bakterien abwenden und so helfen, den Einsatz von Antibiotika zu vermeiden.
- Während einer akuten Hustenerkrankung sollte noch penibler als sonst auf die Vermeidung von Staubentwicklung in der Umgebung des Pferdes geachtet werden. Wenn irgend möglich, sollte für die Dauer der Erkrankung das Heu angefeuchtet oder gewaschen werden.
Wichtig! Bereits erste Anzeichen von Atemwegsproblemen muss ernst genommen werden, da ansonsten eine chronische Erkrankung daraus werden kann!
Begriffsdefinitionen aktueller und veralteter Bezeichnungen für chronische Atemwegserkrankungen beim Pferd
BEGRIFF |
DEFINITION |
STATUS |
Dämpfigkeit |
chronische, irreversible Atemwegs-(und Herz-) erkrankung mit Lungenemphysemen/-fibrose | gängig, aber seltener verwendet, teils mit RAO gleichgesetzt bzw. als Überbegriff für chronische Atemwegserkrankungen genutzt |
Equines Asthma(-syndrom) |
Überbegriff für das gesamte Spektrum von RAO- und IAD-Erkrankungen |
gemäß ACVIM Consensus (Couëtil et al. 2016) soll der Begriff als Standardbegriff verwendet und dann in die mildere IAD und die schwerere RAO spezifiziert werden |
Rekurrierende Atemwegs-obstruktion (RAO, recurrent airway obstruction) |
chronische nicht-infektiöse Atemwegserkrankung mit Leistungsminderung, chronischer Husten auch in Ruhephasen; allergische Ursache vermutet, keine Heilung, aber Symptombehandlung möglich |
häufig fälschlicherweise synonym zum equinen Asthma genutzt, bezeichnet korrekterweise jedoch nur das hochgradige equine Asthma |
Sommerweide-assoziierte obstruktive Lungenerkrankung (SPAOPD, summer pasture-associated obstructive pulmonary disease) |
Unterform der RAO, bei Weidepferden in den wärmeren Monaten auftretend; möglicherweise dem humanen Heuschnupfen ähnliche allergische Reaktion auf Pflanzenpollen |
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Entzündliche Atemwegserkrankung (IAD, Inflammatory airway disease) |
chronische Atemwegserkrankung mit Leistungsminderung; nicht-infektiöse Ursache vermutet, Allergie möglich, keine Dyspnoe, gelegentlich Husten in Ruhephasen, Heilung möglich |
aktueller Standardbegriff für mildes bis moderates equines Asthma |
Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) |
in der Humanmedizin definiert als Sammelbergriff für Lungenerkrankungen mit Erhöhung des Atemwegswiderstandes durch COB, Lungenemphysem |
ersetzt durch IAD und RAO |
Chronisch obstruktives Bronchitis (COB) |
Leistungsminderung, Husten, Schleimproduktion für mehr als sechs Wochen, teils Definition über die chronische Verengung der Bronchiolen |
ersetzt durch IAD und RAO |
Quelle-Tabelle: Der Praktische Tierarzt 100, Heft 01/2019, Seite 58
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Allergiebedingter Pferdehusten