Das Thema Entwurmung, Endoparasiten, Wurmbefall bei Pferden und welche Wurmkuren wie oft verabreicht werden sollen beschäftigt schon immer die Pferdewelt. Ebenso werden bei der Entwurmung beim Pferd ganz unterschiedliche Auffassungen vertreten: Wie gefährlich ist die konventionelle Entwurmung für das Pferd und wie wirksam sind alternative Entwurmungsmethoden? In diesem Artikel wollen wir versuchen die unterschiedlichen Auffassungen und Methoden zu erläutern.
„Früher kamen die Wildpferde auch ohne Entwurmung aus und hatten trotz Wurmbefall ein langes Leben“ hört man doch immer wieder bei den Diskussionen, wenn es in Vorträgen um die Häufigkeit der Entwurmung beim Pferd geht. Grundsätzlich aber hatten früher die Wildpferde ein sehr großes Weideareal zur Verfügung und nie hielten sich die Pferde lange an einem Fressplatz auf. Eine Wildpferdeherde weidet in sogenannten Funktionsbereichen. Fress- bzw. Kotplätze sind im Regelfall voneinander getrennt. Unsere Hauspferde genießen diesen Luxus der riesigen Weidefläche nicht mehr. Damit steigt der Infektionsdruck um ein Vielfaches zu dem bei ihren wildlebenden Artgenossen.
Geschichte der Entwurmung beim Pferd
Bei der ersten Entwurmung fürs Pferd, die erstmals um 1940 per Nasenschlundsonde den Pferden verabreicht wurde und bei der noch starke Nebenwirkungen auftraten, stellte man sich der Problematik, dass die Großen Strongyliden (Strongylus vulgaris, Strongylus equinus) als Darmparasit Nr. 1 für den Tod etlicher Pferde verantwortlich waren. Erst fast 25 Jahre später gelang der Pharmaindustrie mit einer oral zu verabreichenden Wurmkur der eigentliche Durchbruch, weil diese Entwurmung dem Pferd durch den Pferdebesitzer selbst verabreichen werden konnte. Mit dem Wirkstoff aus der Gruppe Benzimidazole und einem vorgeschlagenem Intervall von 8 Wochen, konnte der Endoparasit Nr. 1 im Hauspferdebestand stark zurückgedrängt werden. Zumindest ein Hinweis darauf, dass man mit dieser sogenannten Intervalldosierung (alle 8 bis 12 Wochen) erstmalig diesem Problem Herr wurde. Der wirtschaftliche Schaden, den diese Endoparasiten bis dahin anrichteten war immens.
Entwurmung beim Pferd heute
Heutzutage sind es aber nicht mehr die großen Strongyliden welche erfolgreich verdrängt werden müssen, sondern die kleinen Strongyliden und Spulwürmer, die bei massivem Befall des Pferdedarmes zu lebensgefährlichen oder gar tödlichen Koliken insbesondere bei Jungpferden und Fohlen führen können. Das Problem war, dass die intensiven Entwurmungsintervalle mit angeblich breit wirkenden Eigenschaften zu einer massiven Resistenzentwicklung insbesondere bei den Spulwürmern geführt hat. (Resistenzen insbesondere bei den Wirkstoffen Ivermectin und Moxidectin).
Immer mehr tendiert daher die Tiermedizin, aber auch die alternative Medizin dazu, Entwurmungen beim Pferd selektiv und gezielt vorzunehmen. Um aber einer individuellen Entwurmung beim Pferd gerecht zu werden, bedarf es der Kenntnisse der einzelnen Parasiten, der Form der Diagnose eines Befalls, deren Inkubationszeit, der Patenz (der Zeit, die ein Wurm im Pferd lebt) und der Reinfektionswege (möglicher Wiederbefall nach einmaliger Entwurmung) sowie der einzusetzenden Wirkstoffe und anderer Alternativen.
Ebenso aber ist das Weide- und Futtermanagement ein wesentlicher Faktor in der Prophylaxe und gerade dieser sollte größte Aufmerksamkeit geschenkt werden. Gerade Pferde mit einer guten Immunabwehr haben den besten Schutz gegen klinische Erscheinungen und einen Befall - insbesondere mit Spulwürmern.
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